
„Vollpfosten“ als kurzweiliger Höhepunkt
Einstige TV-Größe „Waldi“ Hartmann glänzte vor der Karl-Heinz-Hiersemann-Gesellschaft
TV-Moderator Waldemar Hartmann war zu Gast bei der Karl-Heinz-Hiersemann- Gesellschaft.
ERLANGEN – In RTL und ZDF hatte Waldemar Hartmann Ende 2013 („Da habe ich mich freiwillig zum Vollpfosten gemacht“) zwei Mal relativ einfache Fußball-Fragen um die deutsche Nationalelf falsch beantwortet und im Januar 2007 den früheren Box-Europameister Jürgen Blin, im Dezember 1971 gegen Muhammad Ali im Ring, fälschlicherweise für tot erklärt.
Doch vor der Karl-Heinz-Hiersemann- Gesellschaft erwies sich das einstige TV-Schwergewicht Waldemar Hartmann jetzt mit optimalem Hintergrundwissen bestens informiert und in der Analyse äußerst sattelfest. Es war ein Genuss, dem stets witzig formulierenden einstigen Gastgeber von „Waldis Club“ eine Stunde lang lauschen zu können – ein echtes Highlight der Veranstaltungsreihe des Wirtschaftsrats für Spitzenhandball in Erlangen, serviert vom Präsidenten Joachim Herrmann im Café „Schwarz und Stark“.
Der selbsternannte Kultmoderator – über viele Jahre das Gesicht verschiedener Sportsendungen auf der Mattscheibe, zuletzt zwölf Jahre lang bei „Boxen im Ersten“, aber auch Redaktionsleiter hinter den BR-Kulissen – hat u.a. bei elf Olympischen Spielen und fünf Fußball-Weltmeisterschaften Erfahrungen gesammelt. Diese versilbert er jetzt – trotz erzielter Quotenhits vom Bildschirm vertrieben – bei diversen Moderationen. In Erlangen begnügte er sich mit einem Weinpräsent – dort, wo er einst bei Spielen gegen den Turnerbund in der Hugenottenstadt als Kreisläufer reichlich eigene Handballerfahrungen gesammelt hatte.
Werbung für Handballhalle
1948 in Nürnberg geboren, arbeitete Hartmann in Augsburg als Discjockey und Kneipenwirt und schnupperte bei dortigen Zeitungen in den Journalismus hinein. Dies mündete in eine langjährige Mitarbeit beim Bayerischen Rundfunk („Ich stand 22 Mal mit den Bayern auf dem Balkon“). Legendär wurde sein Auftritt im September 2003 nach einem EM-Qualifikationsspiel der Nationalelf in Island mit dem damaligen Bundestrainer Rudi Völler. Dieser warf Hartmann nach einigen respektlosen Bemerkungen der ARD-Kommentatoren-Crew vor, drei Weißbiere zu viel getrunken zu haben – und verschaffte damit „Waldi“ eine zehnjährige lukrative Werbe-Partnerschaft mit der Münchner Paulaner-Brauerei.
Hartmann sieht nicht die den Ball hin- und herschiebenden Bayern, sondern die dynamisch stürmenden Paris St. Germain und Real Madrid im Endspiel der Champions League. Die Borussia aus Dortmund sei dagegen in den letzten zwei Jahren von „Kloppo“ ausgepowert worden. Ansonsten stellt er freilich „Prognosen erst nach dem Spiel, weil die Trefferquote dann größer ist“. Die Nationalelf gleicht für ihn einer Weichei-Generation ohne echte Typen („Die Jogi-Schule entwickelt sich zur Waldorfschule“) und ohne Titelchance in Brasilien. Zum Schluss durfte noch die Erlanger Handball- Größe Sebastian Preiß aufs Podium zu Hartmann und dem an diesem Abend die Stichworte gut gebenden Moderator Axel Fischer. Preiß warb um eine Erlanger Handballhalle mit vernünftiger Größe, die einen Heimnimbus verschaffen könne. Waldi sekundierte: „Unter 3000 Besucher kann es in der Bundesliga nicht sein.“ Dennoch stelle er sich die Frage, ob man besser in Beine oder Steine investieren solle – und ließ damit die mit Applaus nicht sparenden Gäste letztlich allein zurück. UDO B. GREINER
