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Marco Baldi, Vizepräsident ALBA BERLIN zum Thema:
"Sportmarketing und Sportsponsoring - Nutzen auch für mein Unternehmen?"
Marco Baldi, langjähriger Manager und Vizepräsident des vielfachen deutschen Basketball-Meisters Alba Berlin, hielt vor der "Karl-Heinz-Hiersemann-Gesellschaft" durch Vermittlung der "ps-pension solutions GmbH" einen Vortrag über sinnvolles Sponsoring und professionelles Management. Dem HC Erlangen steht ja das Wasser im Abstiegskampf bis über den Hals, und das hat nicht zuletzt auch mit zumindest unglücklichen Entscheidungen im personellen Bereich zu tun. Gerade in der Führungsetage will die HC Erlangen deshalb, so versprach der Vorsitzende der Hiersemann-Gesellschaft, Martin Böller, in der kommenden (Regionalliga-)Saison neue Strukturen einführen. Da kamen die Anregungen aus der Praxis von Marco Baldi gerade recht. Grundvoraussetzung für jeden Sponsor sei, dass ein Verein solide geführt werde. Eine klare Strategie, eine optimale Nachwuchsförderung, allerbeste Arbeitsbedingungen, nicht am falschen Ende sparen. Das waren nur einige wesentliche Grundvoraussetzungen für Erfolg, so Baldi, der viel Beifall von den rund 100 Gästen im "Unicum" für seine Ausführungen erhielt. HCE-Präsident Günter Egelseer bat den Profi dann auch gleich um einen Workshop bei allernächster Gelegenheit.
kds 02.04.2004

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Marco Baldis Erfahrung soll Erlanger Handballern helfen
ERLANGEN (NZ). — In einem Schuhkarton lagen sämtliche Unterlagen von Alba Berlin. „Wir hatten keine Geschäftsstelle, keine Angestellten, keine Spielerverträge“, erinnert sich Marco Baldi (41), langjähriger Manager und Vizepräsident des Basketball-Bundesligisten. „Alles, was wir hatten, waren ein paar motivierte Ehrenamtliche.“ Das war 1990. Mittlerweile ist Berlin die erfolgreichste deutsche Basketball-Mannschaft, war sieben Mal in Folge Deutscher Meister, hat im Schnitt 6700 Zuschauer pro Spiel, und setzt jährlich rund sechs Millionen Euro um. Innerhalb von 14 Jahren haben Marco Baldi und seine Mitstreiter eine riesige Marke aufgebaut und sich an die Spitze hochgearbeitet.
Die Offiziellen des Handball-Zweitligisten HC Erlangen hören interessiert zu, als Marco Baldi vor den Mitgliedern der Hiersemann-Gesellschaft (Verein zur Förderung des Handballsports) in Erlangen erzählt, wie aus einem kleinen unprofessionell geführten Verein in Berlin einer der populärsten deutschen Klubs geworden ist. Als „Uli Hoeneß des Basketballs“ wird Marco Baldi seitdem häufig bezeichnet. Nach dem Vortrag springt HC-Präsident Günter Egelseer sofort begeistert auf und fragt, ob der Alba-Vizepräsident den Erlangern nicht einen Workshop geben könne.
Der Handballclub liegt auf dem vorletzten Tabellenplatz, steht kurz vor dem Absturz in die Regionalliga und hat sich im Management-Bereich bisher durch Reagieren und Aussitzen hervorgetan statt durch neue Ideen. Erst seit Anfang April hat der HC mit Ralf Inderthal einen ehrenamtlichen sportlichen Manager, in der kommenden Woche will der Verein eine neue Organisationsstruktur vorstellen — und kann von Alba Berlin sicherlich noch viel lernen. Die beiden Vereine im Vergleich:
- Kernpunkt des sportlichen Konzepts ist die Jugendförderung. „Das war unsere Basis“, erklärt Marco Baldi. „Wir sind der einzige Klub, in dem sechs, sieben Spieler aus der eigenen Stadt gespielt haben.“ Innerhalb von zwölf Jahren hat Alba Berlin zwölf Nationalspieler hervorgebracht. Erlangen liegt in diesem Bereich auf dem richtigen Weg, legt seit einigen Jahren besonderen Wert auf die Nachwuchsarbeit und hat mit Steffen Weinhold, Sebastian Piller und Daniel Stumpf drei Juniorenspieler bereits in die Zweitliga-Mannschaft integriert.
- Wenn sich Sponsoren nur kurzfristig binden wollen, winkt Marco Baldi schon einmal ab: „Nur dauerhafte Partnerschaften sind interessant.“ Das ermöglicht Alba Berlin, nicht nur Löcher zu stopfen, sondern strategisch die Zukunft zu planen. Außerdem, betont Baldi, dürfe sich sein Verein nicht auf einen Sponsor verlassen. Erlangen zeigt sich dankbar über jeden Euro, muss sich die Vertragsbedingungen von den Unternehmen diktieren lassen. Die Folge: Einen Zweitliga-reifen Torhüter (Ariel Panzer) konnte sich der HC erst mitten in der Saison leisten, weil er einen neuen Sponsor aufgetan hatte. Die Streuung durch mehrere Sponsoren funktioniert hingegen nahezu vorbildhaft. Vergessen sind die Zeiten, als sich die damalige HG Erlangen durch den Ausstieg der Firma Fazit in die Bayernliga zurückgezogen hatte.
- Eine Schlüsselrolle hat bei Alba der Trainer, der gleichzeitig sportlicher Leiter ist. „Man muss ihm die Möglichkeit geben, das Team zusammenzustellen“, fordert Baldi, „nur dann kann man ihn daran messen.“ Zwischen dem sportlichen und dem wirtschaftlichen Bereich gebe es eine ganz klare Trennung. In Erlangen hatte sich vor Saisonbeginn Ex-Trainer Volker Schneller den Mund fusselig reden können und keine Verstärkungen erhalten. Erst durch die Installation eines sportlichen Managers bilden Ralf Inderthal und Trainer Mathias Bracher einen Gegenpol zu den Funktionären, die sich um die finanziellen Belange kümmern.
Die einfachste Formel von Marco Baldi lautet: „Es wird Höchstleistung auf allen Ebenen verlangt.“ Von den Spielern, aber auch vom Umfeld. „Höchstleistung kann die Mannschaft nur bringen, wenn es ihr vorgelebt wird. Ohne den Anspruch hast du keine Chance, einen Verein nach oben zu bringen.“ In Erlangen hat der 100-prozentige Einsatz sowohl im Training als auch im Management zuweilen gefehlt. Präsident Egelseer war der Repräsentant, Geschäftsführer Gerhard Ramming der Verwalter. Erst während der Saison zeigten Spieler und Offizielle mehr Einsatz. Kommt Marco Baldis Vortrag aber vielleicht zu spät für den HC Erlangen?
24.04.2004 Markus Kaiser